Die Rheinische Hochschule Köln (RH) veranstaltete ein dreitägiges, hochkarätiges KI-Fachsymposium zu den gesellschaftlich herausfordernden Themen Medizin und Erneuerbare Energiesysteme. Die RH wurde hierzu im vergangenen Jahr (2023) von der Stiftung Wissen der Sparkasse KölnBonn ausgewählt. Ziel war es, zentrale Fragen zur Künstlichen Intelligenz zu beleuchten: Was kann KI leisten und wo liegen ihre Grenzen im Allgemeinen? Welche Anwendungen im Gesundheitswesen und im Kontext erneuerbarer Energie- bzw. Versorgungssysteme existieren bereits und welche Herausforderungen stellen sich hier? Und wie wirkt sich KI auf den Einzelnen, die Wirtschaft und die Gesellschaft aus?
Drei Tage mit einem vielseitigen Programm ermöglichten Teilnehmenden aus unterschiedlichen Bereichen eine Plattform für fachlichen Austausch, Diskussionen und konkrete Einblicke in aktuelle KI-Projekte.
Ein Symposium für alle – von Schüler:innen bis hin zu Expter:innen
Das Symposium bot eine Vielzahl an Formaten und Inhalten für jede Zielgruppe. Den Auftakt machte eine öffentliche Podiumsdiskussion im Fritz-Thyssen-Haus zur Frage „Fluch oder Segen? KI in Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft“, bei der Vertreter:innen aus Forschung, Wirtschaft und Studierende über die Auswirkungen von KI debattierten. Hochkarätige Podiumsteilnehmende wie Christian Becker (Microsoft Deutschland GmbH), Prof. Dr. Jörg Frochte (Hochschule Bochum), Dr. Alexander Hagg (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg), Dr. Alexander Nichau (niologic GmbH) und Levi Kuhlmann (dualer Informatik-Studierender an der Rheinischen Hochschule Köln), tauschten sich unter der Moderation von Prof. Dr. Stephan Erlenkämper (Rheinische Hochschule Köln) aus. Kritische Fragen zu Risiken, unrealistischen Erwartungen und der möglichen Ersetzung des Menschen durch KI wurden dabei eingehend beleuchtet.
Wichtige Statements aus der Diskussion:
- KI wird zunehmend Routinetätigkeiten selbstständig übernehmen, jedoch den Menschen nicht vollständig ersetzen können. Vielmehr liegt ihre Stärke darin, Arbeitsprozesse zu unterstützen und zu optimieren. Mit steigendem Komplexitätsgrad erhöht sich die Fehlerrate und erfordert die menschliche Evaluation bzw. Eingreifen.
- Ein wachsendes Problem stellt die sogenannte GreenAI dar. Die hohe Rechenleistung, die KI-Anwendungen benötigen, geht mit einem enormen Energieverbrauch einher. In Zeiten des Klimawandels stellt sich die Frage: Wie viel KI können wir uns leisten?
Workshops für Schüler:innen: Einblick in die Welt der KI
Ein weiteres Highlight des Symposiums waren die beiden Workshops für Schüler:innen, bei denen junge Talente die Möglichkeit hatten, selbst Hand an neuronale Netze zu legen und erste Erfahrungen mit Maschinellem Lernen zu sammeln. Die Schüler:innen trainierten einfache KI-Modelle und bekamen Einblicke in reale Anwendungsfälle, wie etwa die Auswertung großer Datenmengen und das wissenschaftliche Arbeiten mit KI. "Eine tolle und angenehme Veranstaltung, bei der die Teilnehmer mich durch ihr Interesse und ihre schnelle Auffassungsgabe sehr überrascht haben!", freute sich Prof. Dr. Johannes Berens, der den Workshop gemeinsam mit Prof. Dr. Beate Gleitsmann durchführte.
Spannende Fachvorträge zu KI in der Medizin und Energiesystemen
Nach einem Impulsvortrag von Prof. Dr. Ralf Kutsche zu den nationalen und europäischen Rahmenbedingungen, denen sich innovative, medizinische Technologien stellen müssen, folgte ein mitreißender Vortrag des Chef-Prototypisten und Experten im Bereich Gesundheitswesen und Medizinrecht Dr. med. Tobias Gantner zu den jüngsten KI- und Virtual Reality Ansätzen u.a. in der Chirurgie. Daniel Reiberg von der SABiDU OHGverwies in seinem Vortrag eindringlich auf die User Experience Optimierung von Patient:innen im Gesundheitssystem durch Digitalisierung bzw. Vernetzung an der Schnittstelle Patient und Gesundheitsinstitutionen.
„Überzeugungsarbeit bei Pflegenden leisten“
Um Entlastung von Pflegepersonal ging es ebenfalls im nachfolgen Vortrag von Prof. Dr. Jens Lüssem (FH Kiel). Seit drei Jahren testet er mit seinem Team den humanoiden Roboter Pepper in Pflegeeinrichtungen zur kognitiven und physischen Aktivierung von Patient:innen. Erstaunliches Fazit für die Vortragenden ist: Nicht die Bewohner der Pflegeheime haben Berührungsängste, Überzeugungsarbeit muss bei den Pflegenden geleitstet werden.
Über die beeindruckenden Potentiale von bildgebenden KI-Verfahren für die individualisierte Prothesenherstellung in der Orthopädie berichtete Elke Rees von Aesculap. Ihr Fazit: „Die KI-basierte Entwicklung erhöht die Zufriedenheit der Patient:innen mit einem neuen Gelenk merklich.“
Potenziale von KI im Bereich der molekularen Optimierung
Es folgten weitere Vorträge von Prof. Dr. Susanne Rosenthal (Rheinische Hochschule Köln) und Dr. Niels Röckendorf (Forschungszentrum Borstel). Sie zeigten eindrucksvoll die Potenziale von KI im Bereich der molekularen Optimierung. Diese Technologie kann die Entwicklung von Wirkstoffen vorantreiben und damit die individualisierte Medizin unterstützen.
Weitere Vorträge folgten zu den Themen KI im Pharmamarketing (Michael Vorbrink, antwerpes ag), in der Prävention mit Wearables (Prof. Dr. Niels Nagel, International School of Management) und ein grundlegendes Thema zu KI und der Medizin, Trustworthy AI als Voraussetzung für den erfolgreichen und vertrauensvollen Einsatz der Technologien im Gesundheitswesen von Prof. Dr. Jörg Frochte (Hochschule Bochum).
Prof. Dr. Ralf Kutsche betonte zusammenfassend: „Unsere Medizin ist nicht nur digital, sie ist auch intelligent! KI bietet hierbei großes Potenzial, um Diagnostik, Patientenversorgung und Prävention zu verbessern.“
Zum Abschluss der Veranstaltung am Freitag diskutierten Expertinnen und Experten KI-gestützte Lösungen für die Energiewirtschaft. In Vorträgen zu smarten erneuerbaren Energiesystemen wurde gezeigt, wie KI genutzt werden kann, um die Effizienz von Photovoltaikanlagen zu steigern oder die Versorgungssicherheit von Städten und Kommunen zu optimieren. Auch hier betonte Prof. Dr. Rosenthal den technologischen Fortschritt: „Digitalisierung überführt analoge Daten in digitale Formate. Diese Datenbasis ist unerlässlich, um KI sinnvoll anwenden zu können – sei es in der Energiewirtschaft oder in der Medizin.“
„Eine rundum gelungene Veranstaltung“
Die Präsidentin der Rheinischen Hochschule Köln, Prof. Dr. Claudia Bornemeyer, war begeistert: „Eine rundum gelungene Veranstaltung, die noch lange nachwirken wird. Schon jetzt sind zahlreiche Anknüpfungspunkte entstanden, um die gewonnenen Erkenntnisse in zukünftige Projekte einfließen zu lassen. Ein besonders herzlicher Dank geht an Dr. Julia Maria Erber-Schropp von der Stiftung Wissen der Sparkasse KölnBonn für die Ermöglichung dieses besonderen Rahmens sowie an Prof. Dr. Susanne Rosenthal (RH) für die wissenschaftliche Leitung des Symposiums.“
Fazit: Das KI-Fachsymposium lieferte wertvolle Impulse für die weitere Auseinandersetzung mit KI in verschiedenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen. Die Teilnehmenden waren begeistert von den tiefgehenden Diskussionen und der interdisziplinären Zusammenarbeit.
Ein herzliches Dankeschön geht an unsere Fachreferent:innen Arya Parvaresch (Siemens AG), Marc Richter (Siemens AG), Prof. Dr. Frochte (Hochschule Bochum), Dr. Stephan Michard (Red Hat Deutschland), Christopher Wett und Prof. Dr. Bugra Turan (RH Köln), Prof. Dr. Beate Braun (SME Management GmbH), Dr. Johannes Gröbbel (DLR), Dr. Stefan Kesselheim (Forschungszentrum Jülich), Markus de Koster, Patrik Mack (TH Köln), Prof. Dr. Schemm (FH Aachen), Dr. Niels Röckendorf (Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum), Dr. med. Tobias Gantner (HealthCare Futurist GmbH), Elke Rees (Aesculap), Michael Vorbrink (antwerpes ag), Prof. Dr. Jens Lüssem (FH Kiel); Prof. Dr. Niels Nagel (International School of Management).
Ein besonderer Dank gilt auch den Kolleg:innen aus allen vier Fachbereichen der Rheinischen Hochschule Köln, die sich intensiv mit ihren fachlichen Beiträgen an der Veranstaltung beteiligten:
Ingenieurwesen: Prof. Dr. Susanne Rosenthal, Prof. Dr. Sebastian Schiebahn, Prof. Dr. Bugra Turan, Christopher Wett, Prof. Dr. Jörg Lampe, Donia Momand
Medizinökonomie & Gesundheit: Prof. Dr. Stefanie Clemen, Prof. Dr. Ralf Kutsche, Prof. Dr. Ansgar J. Pommer, Prof. Dr. Katharina Zaglauer, Friederike Böttcher
Medien, Marketing & Innovation und Wirtschaft, Psychologie & Recht: Prof. Dr. Beate M. Gleitsmann, Prof. Dr. Johannes Berens
Fotos: Carsten Jezewski, Susanne Rosenthal, Julia Maria Erber-Schropp
*Das AI Village ist ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördertes
Verbundprojekt von Rheinischer Hochschule Köln, Stadt Hürth, Fraunhofer IAIS, KI-NRW und KI-Bundesverband im Rahmen des Strukturwandels im Rheinischen Revier. Die
Verbundpartner fördern im AI Village KI-Entwicklungen z. B. in ingenieurtechnischen
Anwendungen wie den Digital Twin (digitaler Zwilling), Verschleißerkennung bei
Produktionsprozessen, aber auch bei der Optimierung von verwaltungstechnischen
Arbeitsabläufen.