Zielsetzung der Arbeit
Idee und Ziel der Arbeit war es, in einem transmedialen Designprozess einen neuen Blick auf den Einsatz von Bild- und Filmsprache zu werfen. Als Anschauungsobjekt diente dabei das Gesamtwerk des amerikanischen Malers Edward Hopper (1882 - 1967).
Seien es die „Nighthawks“, die auf dem gleichnamigen Gemälde schweigsam nebeneinander sitzen oder das „House by the Railroads“, das still neben dunklen Schienen wacht, die Gemälde des realistischen Malers fesseln mit ihrer unwiderstehlichen Anziehungskraft jeden Betrachter auf die gleiche eindrucksvolle Art und Weise. Sie sind umgeben von einer vorsprachlichen Kraft, die jeden, der die Gemälde betrachtet, ergreift. Insofern musste die Übersetzung genau das Erhalten dieses vorsprachliche Momentums, des Emotionalen, dessen, was über die rein formalistische Ästhetik hinaus geht, erhalten.
Es galt dieses künstlerische Sujet aus seinem ursprünglichen Medium, dem Bild herauszulösen, und hieraus folglich die Konzeption für einen Film zu entwickeln. Die angestrebte „Übersetzung der Bild- in die Filmsprache am Beispiel von Edward Hopper“ verlangt nach dieser Herangehensweise, um dem Werk des Malers bei dieser Aufgabe überhaupt gerecht werden zu können. Im Mittelpunkt des Werkes Hoppers steht die persönliche Einsamkeit. Mit monumentalen Metaphern, bei denen das Ursächliche der Natur gegen die aufzehrende Kälte der Modernität als Symbol für einen lähmenden Zustand, der nicht einfach umgeworfen werden kann, steht, nähert sich Hopper der Psyche seiner Charaktere. Diese sind dabei seltsam vertraut und gleichzeitig doch Fremde. Die Persönlichkeiten der Bilder erleben die Unendlichkeit des Moments. Zeit ist hier keine kontinuierlich verlaufende Koordinate, ihr Stillstand aber das fühlbare Symbol der Zeitlosigkeit des eigenen Entrückens. Mit seinen Gemälden schafft es Hopper, Projektionsflächen für das eigene Empfinden zu schaffen. Er bedient sich der Emotionen des Betrachters, der Empathie zu den Darstellungen empfindet und baut darüber die Beziehung zwischen Bild und Betrachtendem auf. Diese Essenz des Werks Hoppers wird in „Atemporär“ auf eine andere, durch die Sprache des Films bestimmte Art und Weise, formuliert. Auch hier wird das persönliche Alleinsein und Entrücken in den Mittelpunkt gestellt, auch hier bleiben die Figuren Unbekannte, der Betrachter wird im Verlauf an drei Charakteren vorbeigetragen.
Im Film stehen sich zwei Welten gegenüber, zum einen die reale, drückende Realität der Protagonisten und auf der anderen Seite die Traumwelt, die einerseits zwar frei und offen sein sollte, über der aber ein surrealer, bedrohlicher Schatten liegt. Durch einen assoziativen Schnitt, der Sequenzen in beide zeitliche Richtungen laufen lässt, verliert der Film seinen Bezug zu einer chronologisch verlaufen Zeitachse innerhalb derer sich der Film bewegt. Am Ende steht ein eigenständiges Werk, das nicht mehr zwangsläufig mit den Gemälden Hoppers assoziert werden sollte, sondern vielmehr von der gleichen Kraft umgeben ist wie die Werke des Malers und den Betrachter mit demselben Gefühl zurücklässt.
Dozent: Prof. Katja Butt
Studierende: Tilman Commes und Christian Kaufmann
Semester: Sommersemester 2015